Dispokredit erklärt
14. Januar 2019Woher kommt eigentlich diese Finanzierungsform, ist das eine Erfindung unserer modernen Zeit?
Nein, Kredite sind so alt, wie unsere menschliche Zivilisation. Nur die Form hat sich natürlich über die vielen Jahre verändert. Der Name "Kredit" stammt aus dem lateinischen und bedeutet so viel wie "glauben" oder auch "vertrauen". Das bedeutet: Wer uns Geld leiht, handelt in der Erwartung, es wieder zu erhalten, eine Bank oder auch ein privater Geldgeber schenkt einem Vertrauen, welches man natürlich nicht enttäuschen sollte.
Woher stammt überhaupt die Idee des Kredits?
Es heißt, das bereits 3000 Jahre vor Christus an Bauern im alten Mesopotamien Getreidesaat verliehen wurde, damit diese das Land fruchtbar machen konnten. Die Gönner waren zu dieser Zeit aber keine Banken, oder gar Kreditinstitute, sondern Priester, die die Herrschaft über die Wirtschaft der jeweiligen Orte inne hatten. Das nannte man "Tempelwirtschaft". Es wurde genau abgerechnet. Dies konnte mit gefundenen Tafeln bewiesen werden. Auf den Tafeln waren all diese Leihgaben und die Rückzahltermine genau notiert.
Um ca. 2000 Jahre vor Christus finanzierten reiche Kaufleute den Handel, in dem sie Händlern Metalle wie Silber und Gold mitgaben, um im fernen Assyrien Waren einzukaufen. Diese edlen Metalle wurden dann in Zinn und wertvolle Stoffe eingetauscht. Festgehalten wurde alles schon damals auf Schuldscheinen.
Auch im fernen Griechenland, allen voran in der Hafengegend Piräus gab es schon 700 Jahre vor Christus einen recht üppigen Finanzierungsmarkt. Die Handelsreisenden bekamen von ihren Geldgebern reichlich Waren, die sie eintauschen konnten. Später wurden die Waren durch Münzgeld ersetzt. Da aber immer die Gefahr bestand, das die Schiffe nicht mehr heil zurückkommen, das Geld, bzw. zuvor die Güter, verloren sein könnten, ließen sich die Geldgeber ihre Kredite teuer bezahlen, mit ca. 30 Prozent Zinsen war das glatter Wucher.
Uns bekannt ist der Handel mit Geld + Zinsen doch eher erst seit dem alten Rom. Dort hatten die damals schon ansässigen Bänker und Verleiher ihre Marktstände direkt auf dem Forum, dem Wirtschaftsmittelpunkt der großen Stadt. Nicht nur Geschäftsleute nutzten diese Kredite, auch der Adel bediente sich reichlich an den Geldern. Da aber die Zinsen zu hoch wurden, keiner mehr den Hals vollbekam und immer mehr Wucher betrieben wurde, beschloss der damalige Rat um ca. 50 Jahre vor Christus eine Obergrenze bei den Zinsen von 12% einzuführen.
Der Gedanke war nett, wurde aber kaum eingehalten. Wenn größere Investitionen zu finanzieren waren, oder auch nach Naturkatastrophen, verlangten die Geldgeber gern immer noch ca. 30% Zinsen auf ihr verliehenes Geld.
Wie man sieht, ist die Geschichte des Kredits sehr alt. Auch in späteren Zeiten wurden ganze Familien durch ihre Finanzgeschäfte, allen voran mit Krediten, bekannt. Hervorzuheben sind die italienischen Familien Bardi oder auch die bekannte Familie Medici.
Wie kamen die Kreditgeschäfte nach Deutschland?
In Deutschland begann der Handel mit Geld, also die Kreditvergabe ungefähr im späten Mittelalter. Die Italiener brachten die Idee nach Deutschland. Geld bestimmte fortan alles. Man erinnere sich an den Kaufmann Fugger aus Augsburg zum Beispiel. Dieser verlieh dem Habsburger Herzog damals ein mega Darlehen von ca. 280.000 Gulden, damit der Herzog sich zum König kaufen konnte. Seine Wahl war also praktisch komplett finanziert, genau zu sagen: im wahrsten Sinne des Wortes erkauft. Diese Summe war übrigens damals immens hoch! Umgerechnet wären das heute ca. 10 Millionen Euro.
Auch im Handel wurden Kredite üblich. Um kein lästiges Geld mitführen zu müssen, breitete sich die Gewohnheit aus, den deutschen Händlern Schuldscheine mitzugeben, die diese dann in Britannien in Textilien und andere Waren eintauschten. Nach dem Weiterverkauf der Waren wurden diese eingelöst und mit Zinsen, versteht sich, verrechnet.
Wie kam der Kredit zum "normalen Volk"?
Die Kirche verbot eine ganze Weile jegliche Form von Zinsgeschäften. Man erinnert sich, in der Bibel war Jesus erbost über die hohen Zinsen, die beim Geldhandel verlangt wurden und wollte, dass das aufhört. Die Kirche übernahm diesen Gedanken und hat daher kurzerhand alle Geschäfte, die mit Zinsen geführt wurden, verboten. Allerdings lockerte die Kirche dann selbst im 16. Jahrhundert dieses strenge Gesetz und ab diesem Zeitpunkt ging es mit den Kredit Geschäften richtig los. Geld wurde nun auch an ganz normale Menschen verliehen. Als Sicherheit wurde einfach das Haus, das Grundstück, herangezogen. Die Geschichte des Hypothekenkredits begann.
Dann begann die Industrialisierung und somit entstand ein hoher Geldbedarf. vor allem für große Unternehmen. In dieser Zeit entstanden die ersten Genossenschaftsbanken, die auch Geld an Landwirte und kleinere Unternehmer vergaben.
Damit aber auch hier die Zinsgeschäfte nicht ausuferten, wurde im Jahr 1900 ein Kreditrecht erarbeitet, welches im bürgerlichen Gesetzbuch verankert wurde.
Um eine Überschuldung von Unternehmern oder Bürgern zu vermeiden, wurde im Jahr 1927 die Schufa gegründet, die bis heute über die Wirtschaftlichkeit und Finanzierbarkeit wacht. Ein Nachteil ist die Schufa übrigens nicht, auch wenn das immer so aussieht. Es soll damit einfach sichergestellt werden, dass sich niemand überschulden kann. Stellen Sie sich mal vor, Sie würden einfach bei jeder Bank einen Kredit erhalten! Sie wären bald maßlos überschuldet. Somit ergibt die Sache mit der Schufa durchaus ihren Sinn.
Und heute? Hat sich viel geändert auf dem Kreditmarkt?
Natürlich, im Wandel der Zeit hat sich viel getan. Klar, man kann sagen, wer kein Geld hat, kann sich dies und das auch nicht leisten. Aber das ist sehr kurzsichtig gedacht. Kein großes Unternehmen kommt ohne kurzfristige Geldgaben aus, kaum ein Häuslebauer hat alles Geld für sein Eigenheim zusammen und auch ganz normale finanzielle Engpässe können mit einem guten Kredit einfach überbrückt werden. Ein Kredit ist Vertrauenssache, das sagt ja schon der Name. Also muss sich niemand schämen, wenn ihm jemand Geld borgt, ganz im Gegenteil, beweist dass doch, dass ihm vertraut wird, geglaubt wird. Ein Kredit ist also bis heute eine sehr gute Form, sich Geld zu borgen, das man natürlich mit angemessenen Zinsen gerne zurückzahlt.